Petitionsplattform kontaktiert Gemeinderat/ Uralte Eiche im Rodungsgebiet

Unsere Petition Hände weg vom Dietenbachwald in Freiburg! – Online-Petition (openpetition.de) hat am 11.10.23 bereits über 3109 Stimmen, davon über 2251 Stimmen aus Freiburg.

Damit ist das notwendige Quorum von 2000 Unterschriften erreicht und die Petitionsplattform kontaktiert automatisch den Freiburger Gemeinderat, die Bürgermeister und den Oberbürgermeister Martin Horn und bittet um Stellungsnahmen. Das Sammeln der Unterschriften läuft jedoch unverändert weiter.

Besondere Relevanz erhält das Erreichen des Quorums durch die bevorstehende Teilrodung des Dietenbachwaldes für die Verlegung einer Gasleitung.

Nachdem der NABU Eilklage gegen die Rodung eingereicht hat, entscheidet das Gericht entweder diesen Freitag oder Montag. Direkt danach wird je nach Ausgang des Verfahrens unter Umständen mit den Rodungen und der Räumung der inzwischen ausgeweiteten Waldbesetzung begonnen.

Siehe hierzu einen aktuellen Beitrag auf SWR: Rodung von Bäumen für neue Gasleitung: Aktivisten besetzen Bäume – SWR Aktuell

Völlig unabhängig wie das Verfahren ausgeht, hat die Stadt Freiburg in Zeiten der Klimakatastrophe und des Artensterbens nicht das Recht gefährdete Tierarten durch die Baumfällungen zu schädigen. Besonders da für 15 Arten kein Ausgleich durch Ausgleichsmaßnahmen möglich ist. Gefährdete Arten im Dietenbachwald – Hände weg vom Dietenbach-Wald (haendewegvomdietenbachwald.de)

Ein alternativer Verlauf wäre durch das Verlegen des Sportplatzes um wenige Meter im offenen Gelände möglich.

Im Verlauf der geplanten Trasse wachsen hochwertige Bäume wie zum einen die vom Aussterben bedrohten Eschen, als auch eine sehr alte mächtige Stieleiche wie auf den abgebildeten Fotos zu sehen ist. GPS-Koordinaten 48°00′17.076" 7°47‘23.719″

Die ungefähr 25m hohe Eiche hat einen Stammumfang von ca. 3,20 und wird auf ca. 250 Jahre geschätzt. Damit gehört sie zu den Methusalembäumen, die nach den vorliegenden Artenschutzgutachten unbedingt schützenswert sind.

Im Dokument „Bestandserfassung Fauna und Flora“ kategorisiert das Kapitel „Bestandserfassung Totholzkäfer” das Langmattenwäldchen als „sehr wertvoll“ und vermerkt:

„Falls es im Zuge der Bauplanung auf den sehr wertvollen Flächen zu einer Flächenumwandung kommen sollte, wären die Alteichen in die Planung mit einzubeziehen bzw. diese soweit möglich auszusparen. Besonders der südliche Bereich des im Westen gelegenen Wäldchens ist reich an potentiellen Habitatbäumen für den Hirschkäfer und für weitere wertgebende Totholzkäferarten. (…)“
Wir erinnern auch explizit nochmals an folgenden Satz im selben Abschnitt dieses Gutachtens:

„Priorität sollte jedoch sein, die sehr wertvollen Flächen von einer Umwandlung auszusparen. Sollten einzelne Bereiche der Fläche umgewandelt werden, gilt es auch hier, die Bäume möglichst in das Bild des neuen Stadtteils zu integrieren und einen schonenden Puffer um sie zu gewährleisten.“

Die Stieleiche darf folglich auf keinen Fall der Gasleitung zum Opfer fallen. Der Verlauf muss entsprechend angepasst werden.

Ähnlich alte Bäume sind leider bereits im Frühjahr als auch im Sommer während der Brutzeit von Waldeigentümern direkt im Bereich der geplanten Trasse gefällt worden. Baumfällungen während der Brutsaison – Hände weg vom Dietenbach-Wald (haendewegvomdietenbachwald.de)

Ein gesunder 100 Jahre alter Baum produziert pro Stunde 1200 Liter Sauerstoff. Ein Mensch atmet pro Stunde nur 24l davon. Ein Baum kann also pro Stunde 50 Menschen mit Sauerstoff versorgen.

Eichen sind die artenreichsten Bäume, die es gibt und dienen Wildbienen, Käfern, Schmetterlinge, Vögeln und Säugern als Wohn-und Nahrungsbäume. Insgesamt 1000 Arten dient sie als Zuhause. Außerdem können sie bis zu 800 Jahre alt werden. Vor kurzem kam ein wunderschöner Film in die Kinos der die Artenvielfalt einer einzigen Eiche porträtiert.

Die Eiche – Mein Zuhause (2022) | Film, Trailer, Kritik (kino-zeit.de)

Nach einer wissenschaftlichen Veröffentlichung können auf einer Eiche mit etwa 70 {e219735a2efe1d588973d8940777cdea9531fbc7d95a30ff673df2609a90ffac} der hiesigen Totholzkäferfauna bis zu 900 Käferarten leben.

Haselmaus und Bechsteinfledermaus

In dem Gebiet welches gerodet werden soll, wurde die Haselmaus nachgewiesen. Eine auf der roten Liste stehende Tierart deren Erhaltungszustand als ungünstig anzusehen ist.

Beim Entfernen von Gehölzbeständen kann es zur Tötung von
Individuen und damit zum Verbotstatbestand gemäß §44 Abs.1 Nr.1 des BNatschG kommen. Außerdem gehen durch die geplanten Rodungen die Ruhestätten verloren. Bei Eingriffen in Gehölzbestände werden nach dem Bericht daher im Dietenbach-Areal Vermeidungs- und Ausgleichsmaßnahmen erforderlich sein.

Rodungen würden zudem die Verbindungsachsen der lokalen Population gefährden, so dass kein Austausch möglich ist.

Nur wenn ein maximaler Streifen von 20m gerodet wird, ist davon auszugehen, dass die Tiere erfolgreich abwandern können. Ist der Streifen größer sind Umsiedelungsmaßnahmen erforderlich. Größere Geräte für Rodungen wie Harvester dürfen nicht verwendet werden.

Bei der geplanten Rodung für eine Gasleitung sind mindestens 25m Breite geplant!

Uns liegen von der Stadt keinerlei Informationen vor, wie genau die Haselmaus bei den geplanten Rodungen geschützt werden soll.

Wie kann außerdem bei der kommenden Rodung für die Gasleitung sichergestellt sein, dass ggf einer der potentiellen 107 Fledermaus -Quartiersbäume gefällt wird und dieser von der nachgewiesenen stark gefährdeten Bechsteinfledermaus besetzt ist und somit der Verbotstatbestand der Tötung einer seltenen Art eintritt?