Brief an den Gemeinderat und OB Martin Horn vom 18.09.23 und 24.09.23

Sehr geehrte Damen und Herren Gemeinderätinnen und Gemeinderäte,

sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

wir sind das Aktionsbündnis „Hände weg vom DietenbachWALD“, in dem viele Gruppierungen und engagierte Einzelpersonen vernetzt sind. Unter anderem NABU, BUND, BürgerInnenverein Rieselfeld, Parents for Future, Waldkindergarten e.V. und die Waldbesetzung „Dieti bleibt“. (Infos www.haendewegvomdietenbachwald.de)

Ganz aktuell möchten wir Sie bitten, nicht am Rahmenplan Dietenbach komplett festzuhalten, sondern machbare Planungsalternativen umzusetzen, um in der Zeit der Klimakatastrophe und des Artensterbens ein ganz besonderes Kleinod – den Dietenbachwald – vor der Zerstörung zu bewahren und gleichzeitig trotzdem ausreichend Wohnraum zu schaffen.

Insbesondere bitten wir Sie den vorgezogenen Maßnahmen ohne Bebauungsplan nicht zuzustimmen.

Die höhere Forstbehörde beim Regierungspräsidium hat genehmigt, dass im Langmattenwäldchen für die Verlegung der Gashochdruckleitung eine 25 Meter breite Schneise auf einer Länge von mindestens 120 Metern durch den artenreichen Mischwald geschlagen werden darf. Für die Gasleitung sollen ca. 0,3ha Wald gefällt werden. So steht es in einer Mitteilung des Regierungspräsidiums an unser Aktionsbündnis zu einem Antrag der Firma terranets bw GmbH, dem federführenden Fernleitungsnetzbetreiber für Gas.
Die Firma terranets bw hat einen Antrag auf sofortigen Vollzug der sogenannten Baufeldfreimachung für die Erdgastrasse gestellt, welcher am 31.08. genehmigt wurde.
Nach diesem Antrag werden die Rodungen voraussichtlich schon im Oktober stattfinden, da zu diesem Zeitpunkt die im Areal nachgewiesene bedrohte Haselmaus noch nicht im Winterschlaf ist und die Brutzeit der zahlreichen dort lebenden, zum Teil gefährdeten Vogelarten vorbei ist.

Uns erschließt sich nicht, wieso kein anderer Verlauf der Gasleitung möglich wäre, der deutlich mehr Bäume schonen würde! Beispielsweise wäre ein Verlauf denkbar, der vor dem Wald im offenen Gelände bereits abbiegt.

Gerade in den letzten Wochen überschlugen sich die Nachrichten über durch den Klimawandel ausgelöste Wetter-Katastrophen. Dabei müssen wir in Zeiten der Klimakrise weg von den fossilen Energien, um die Erderwärmung zu begrenzen. Der neue Stadtteil sollte doch eigentlich klimaneutral werden. Wie passt es da, einen Wald für eine Gasleitung zu roden, auch wenn Dietenbach selbst nicht an die Leitung angeschlossen werden soll, und gleichzeitig für die zukünftigen Bewohner von
Dietenbach und für geschützte Tier- und Pflanzenarten wichtige Waldfläche verloren geht?

Die Zerstörung der Bäume bedeutet auch den Verlust von Brutstätten für gefährdete Arten wie beispielsweise die Bechsteinfledermaus, den Hirschkäfer, den Mittelspecht, den Waldkauz und den Pirol. Nach den offiziellen Artenschutzgutachten werden bedrohte Tierarten eindeutig geschädigt, ohne dass es möglich sei, einen Ausgleich dafür zu schaffen. Aber auch die Menschen brauchen den Wald für Kühlung und zur Erholung.

Wir appellieren an Sie, sich auf ihr eigenes „Klima- und Artenschutzmanifest“ zu besinnen, in dem es wörtlich heißt:

 „Der Gemeinderat erklärt die Eindämmung der Klimakrise und des massiven Artensterbens sowie deren schwerwiegende Folgen als städtische Aufgabe von allerhöchster Priorität.“

Wir bitten Sie daher dringend, den Vorschlag der Verwaltung, die Erschließungsmaßnahmen ohne gültigen Bebauungsplan vorzuziehen, abzulehnen.

Damit ergäbe sich die Möglichkeit, mit dem Wald den Stadtteil zu planen, umsetzbare Planalternativen zu verwirklichen und deutlich mehr Bäume für Tiere und Menschen zu erhalten.

Wie Ihnen bereits am 07. Juli in unserem Brief angeboten, würden wir sehr gerne mit Ihnen ins Gespräch kommen, um Planungsalternativen für den gesamten Dietenbachwald zu besprechen.

Wahrscheinlich haben sie von Herrn Prof. Haag die Antwort auf unseren Fragenkatalog geschickt bekommen. Weil wir ausschließlich den Walderhalt fordern, möchten wir hier besonders betonen, dass wir keine direkten oder indirekten Gegner des neuen Stadtteils sind, sondern mit konstruktiver Kritik die Arbeit der Stadtverwaltung begleiten wollen.

Mit freundlichen Grüßen

im Auftrag des Aktionsbündnisses Hände weg vom DietenbachWALD:

Christian Zissel (Sprecher)

Mail vom 24.09.23

Sehr geehrte Gemeinderätinnen und Gemeinderäte,

sehr geehrter Herr Oberbürgermeister


Wir vom Aktionsbündnis „Hände weg vom Dietenbachwald!“ (https://haendewegvomdietenbachwald.de) bitten Sie erneut eindringlich, der vorgezogenen Erschließung des Dietenbachareals ohne gültigen Bebauungsplan nicht zuzustimmen.

Es wirft auf die Stadt Freiburg ein extrem schlechtes Licht, wenn die Rechte der Natur nicht beachtet werden und die Baumaßnahmen vorgezogen begonnen werden, ohne dass die artenschutzrechtlichen Ausnahmegenehmigungen oder genehmigten Konzepte vorliegen.

In der Begründung der Beschlussvorlage wird lediglich prognostiziert, dass die naturschutzrechtlichen Ausnahmeentscheidungen im Bereich des Artenschutzes, des Gebietsschutzes und des Biotopschutzes erteilt werden können. Doch dies ist keineswegs sicher. Selbst wenn die Stadt Freiburg juristisch das Recht haben sollte, gefährdete Arten zu schädigen, hat sie dies moralisch keineswegs. Insbesondere, da für 15 Tierarten noch nicht einmal ein Ausgleich möglich ist.

Die Brutstätte eines auf der Vorwarnliste der roten Liste stehenden Grauschnäpperpaars soll zum Beispiel für einen zu bauenden Kanal komplett zerstört werden.

Brutbäume der stark gefährdeten Bechsteinfledermaus werden im Langmattenwäldchen in einer über 120m langen Schneise, über 25m breit, für die Verlegung einer Erdasleitung zerstört – obwohl einige Meter entfernt im offenen Gelände ein Verlauf möglich wäre, der deutlich mehr Bäume schonen würde. Diese Rodung soll bereits im Oktober stattfinden, da die im Gebiet nachgewiesene bedrohte Haselmaus dann noch nicht im Winterschlaf ist.

In dem Gebiet der geplanten Rodung für die Gasleitung konnten im Sommer viele Hirschkäfer nachgewiesen werden. Für die FFH-Art Hirschkäfer liegt nach Informationen der unteren Naturschutzbehörde kein Ausgleichskonzept vor. 

Die Stadt Freiburg sollte nicht für Waldzerstörung zugunsten eines fossilen Energieträger stehen, sondern für Klima- und Artenschutz.

Klimaschutz, Artenschutz und Waldschutz sind nur gemeinsam zu haben. Jeder gefällte Baum zieht über kurz oder lang Folgekosten nach sich, was klar wird, wenn man sieht, das die Pflanzung von wenigen Bäumen am Hot Spot Maria-von-Rudloff-Platz im Rieselfeld über 100.000 Euro kosten wird.

Gerade wenn die Folgen der Klimakatastrophe täglich spürbar werden, können wir nicht nur pro forma für Klima- und Artenschutz sein, sondern müssen wirklich handeln. Mit der Rodung von 4,4ha Wald kann Dietenbach niemals klimaneutral sein. 

Die derzeitigen Planungen sind nicht alternativlos. 

Wir Bürgerinnen und Bürger der Stadt Freiburg wollen Naturschutz uUND sozialen Wohnungsbau. Dies ist möglich durch machbare Planungsalternativen und sollte nicht gegeneinander ausgespielt werden. Auch die Menschen, die später dort wohnen werden, brauchen den Wald dringend.

Fordern Sie deshalb von der Stadtverwaltung Umplanungen zugunsten des Walderhalts. Sie soll mit dem Wald planen und nicht gegen den Wald!

Wegen der geplanten Rodungen zur Verlegung der Erdgasleitung und für den Erhalt des Dietenbachwaldes demonstrieren wir am 30.09.23 um 15 Uhr auf dem

Rathausplatz.

Zu dieser Demo laden wir Sie herzlich ein.

Mit freundlichen Grüßen

Netzwerk Hände weg vom Dietenbachwald- Christian Zissel (Sprecher)