Pressemitteilung vom 17.10.23

17. Oktober 2023

Pressemitteilung

Rodungen im DietenbachWALD vorerst gestoppt

Gericht gibt Eilantrag des NABU Freiburg statt

Freiburg, den 17. Oktober 2023

Sehr geehrte Pressevertreter:innen,


Ralf Schmidt, Kreisvorsitzender des NABU Freiburg, Mitglied unseres Aktionsbündnisses Hände weg vom DietenbachWALD!“ teilte soeben mit:

Das Verwaltungsgericht hat unserem Antrag stattgegeben und die aufschiebende Wirkung der Klage gegen die befristete Waldumwandlungsgenehmigung des RP Freiburg wiederhergestellt. Damit dürfen bis auf weiteres die Bäume im Wald nicht beseitigt werden.”

Wir sind glücklich und freuen uns, dass der Wald zunächst erhalten bleibt. Diese Entscheidung des VG Freiburg ist jedoch noch kein Entscheid über die Klage an sich, sondern stellt lediglich die aufschiebende Wirkung einer Klage wieder her. Diese aufschiebende Wirkung hatte das Regierungspräsidium bei der Genehmigung des Sofortvollzugs für die Verlegung der Erdgasleitung am 31.08.23 außer Kraft gesetzt.

Die Trasse für die Erdgasleitung wurde ohne öffentliche Diskussion im Stadtrat, ohne Bebauungsplan und ohne Planfeststellungsverfahren festgelegt. Auch die Fachverbände NABU und BUND wurden nie mit einbezogen.

„In Zukunft bitten wir die Stadt Freiburg um einen konstruktiven offenen Dialog bei derartigen Planungen“, sagt Christian Zissel, Sprecher des Aktionsbündnisses Hände weg vom DietenbachWALD!“.

Was das Urteil bedeutet:

Zunächst bleibt der Wald mit seinen bis zu 250 Jahre alten Bäumen, die bis zu 1000 Tierarten ein Zuhause geben, erhalten. Die Waldbesetzung wird vorerst nicht in einem gefährlichen Einsatz geräumt.

Die Kinder der Waldkindergärten müssen nicht durch eine kahlgeschlagene Schneise zu ihrem Kindergarten laufen, die Kinder der Umgebung können weiter im Wald spielen und die Anwohner können weiter den Wald genießen und hoffentlich noch im Sommer den kühlenden Effekt erleben.

Die gefährdeten Tierarten, für die nach dem offiziellen Artenschutzgutachen („Artenschutzrechtliche Bewertung – Fachbeitrag zum Umweltbericht zur Änderung des Flächennutzungsplans“, S. 33, Link:https://bauleitplanung.freiburg.de/file/26-aenderung-fnp/f2489566-d1f6-4f7c-aa68-c25a19a0518d ) so genannte artenschutzrechtliche Verbotstatbestände eingetreten wären, haben einen Aufschub erhalten. Durch die Ausnahmegenehmigung wären laut dem Gutachten folgende Tierarten geschädigt worden: Sperber, Kuckuck, Waldkauz, Schwarzspecht, Grünspecht, Mittelspecht, Kleinspecht, Pirol, Goldammer, Schwarzkehlchen, Bechsteinfledermaus, Wasserfledermaus, Kleinabendsegler, Abendsegler, Zwergfledermaus.

Auf der von der Stadtverwaltung geplanten Gasleitungstrasse liegen zudem besonders schützenswerte Bäume, zum Beispiel eine mindestens 200 Jahre alte mächtige Alteiche, ein wichtiger Habitatbaum für den streng geschützten Hirschkäfer und andere Totholzkäferarten – auch sie ist vorerst gerettet.

Darum ist es wichtig:

Heute haben wir weltweit zwei Drittel weniger Tiere als noch 1970. Im selben Zeitraum ist z.B.  allein in Deutschland die Anzahl der Insekten um 75 Prozent eingebrochen. 

Im Dietenbachwald oder am Waldrand leben viele Insektenarten, die auf der roten Liste der gefährdeten Arten stehen, wie Hirschkäfer, Große Schiefkopfschrecke, Rindenkäfer (Rhopalocerus rondanii), großer Erlenprachtkäfer, spanische Fahne, kleiner Schillerfalter, Brombeer-Perlmutterfalter und Vierpunkt-Flechtenbärchen.

„Das Langmattenwäldchen ist Lebebsraum für viele vom Aussterben bedrohte Arten, darum ist es besonders wertvoll. Auch darum sollte die Stadt Freiburg die Gerichtsentscheidung zum Anlass nehmen, um durch Umplanungen den Wald zu erhalten und die Bedenken der Bürger ernstzunehmen“, fordert Christian Zissel.

Das Aktionsbündnis weiß viele Menschen hinter sich: Vor einigen Wochen hat die Gruppe eine Petition für den Erhalt des Waldes gestartet. Bereits mehr als 3400 Menschen haben unterschrieben.

Die Stadt Freiburg plant weiterhin, insgesamt 4,4ha Wald zu roden. Zissel sagt: „In unseren Zeiten der Klimakatastrophe und des Artensterbens einen Wald zu fällen, ist aus der Zeit gefallen. Ein Planen mit dem Wald ist möglich. Walderhalt ist so viel mehr als Nettobaulandverlust. Sozialer Wohnungsbau und Walderhalt gehen zusammen und sollten nicht gegeneinander ausgespielt werden!“



Kontakt für Rückfragen: Aktionsbündnis „Hände weg vom DietenbachWALD!“, Christian Zissel, ChristianZissel@gmx.de

Im Bündnis „Hände weg vom DietenbachWALD!“sind viele Gruppierungen und engagierte Einzelpersonen vernetzt. Unter anderem NABU, BUND, BürgerInnenverein Rieselfeld, Parents for Future, Waldkindergarten e.V. und die Waldbesetzung „Dieti bleibt“.

Infos www.haendewegvomdietenbachwald.de